Setzen deutsche Franchisesysteme mit U.S. Expansionsplänen auf das falsche Pferd?
Es sind nicht die legalen und regulatorischen Hürden, die deutsche Franchises von dem Sprung über den großen Teich anhalten sollten.
Die USA sind mit
rund 4.000 Marken, die Franchises anbieten der weltgrößte Franchisemarkt. Kein
Wunder also, dass auch deutsche Franchises über eine Expansion in die USA
nachdenken.
Und warum auch
nicht? Mit einer Bevölkerung von über 300 Millionen und der größten Wirtschaft
der Welt ist das Land ein attraktiver Markt. Da lohnt es sich, die rechtlichen
Hürden zu nehmen und sich den dortigen regulatorischen Standards anzupassen.
Zu denen gehört als
erstes die Erstellung eines Franchise Disclosure Documents (FDD). Aufgrund des
föderalen Regierungssystem haben einige Bundesstaaten ihre eigenen Regeln, die man zusätzliche erfüllen muss, bevor man dort Franchises anbietet. Kalifornien
und Illinois zeichnen sich durch ein sehr striktes Reglement aus. Allerdings
sind beide Staaten gleichzeitig große Märkte. Los Angeles, San Francisco und
auch San Diego in Kalifornien und Chicago in Illinois gehören zu größten
Metropolen des Landes.
Um mehr oder
weniger alle 50 Bundesstaaten mit dem geeigneten FDD abdecken zu können,
entstehen juristische Kosten von zwischen $30.000 und $100.000 — bevor man
überhaupt damit begonnen hat, nach qualifizierten Franchisenehmern zu suchen.
Vor diesem Hintergrund
lohnt sich ein Blick auf deutsche Franchisemarken, die den Schritt in die USA
gewagt haben – und wie es ihnen dabei ergangen ist. Ein schneller Blick auf die
U.S. Franchisewelt führt zu fünf deutschen Marken:
- Engel & Völkers
- Hofbräuhaus
- Teegschwender
- Vapiano
- VomFass
Alle fünf haben
in der letzten Dekade mit dem Franchising in den USA begonnen und operieren insgesamt
140 Franchisenehmer und –geber betriebene Geschäfte. Wie weit haben sie es in
den ersten fünf Jahren nach dem amerikanischen Franchisestart gebracht? Zusammengefasst ist das in der Grafik:
Die Immobilienmarke Engel & Völkers sticht heraus. Die ersten fünf
Franchisejahre dieser Marke fielen in den Zeitraum von 2006 bis 2010. Die
Hamburger nutzten den Immobilienboom für sich und konnten ähnlich
wie die gesamte Branche schnelles Wachstum vorweisen. Was Engel & Völkers über
den anschließenden Zusammenbruch half, war, dass sie ihre Dienste auf den kommerziellen
Immobilienmarkt ausweiteten. Bis zum Ende des Jahres 2015 wuchs die Marke auf
knapp 100 Franchisegeschäfte.
Wie die Grafik
zeigt, taten sich die Gastronomiemarken während ihrer ersten fünf Jahre
schwerer. Mit 15 Franchisenehmer betriebenen Geschäften wuchs Vom Fass in den ersten fünf
Jahren am schnellsten. Bis Ende 2015 hatte es die Kette auf 30
Franchisenehmergeschäfte gebracht. Dazu kommen noch sieben weitere, die der
Franchisegeber betreibt.
Vapiano sah sich nach
einem guten Start aus verschiedenen Gründen gezwungen, nach 2014 keine weiteren
Franchises mehr anzubieten. Ähnliches gilt für Hofbräuhaus. Nach fünf Jahren in
den USA konnte die Marke bis Ende 2013 drei Franchisenehmer betriebene
Restaurants aufweisen. Das vorläufig letzte Mal wurden 2014 Franchises
angeboten. Teegschwender hat es ebenfalls nicht geschafft, sein Franchisesystem
aufzubauen. Nach 2009 bot die Marke auch keine weiteren Franchises mehr an.
Lediglich zwei Franchisegeberbetriebene Geschäfte haben ihre Türen noch in Chicago,
IL geöffnet.
Welche
Rückschlüsse können deutsche Franchisegeber daraus ziehen? Zum einen, dass die
rechtlichen Hürden nicht das Hauptproblem sind. Die fünf untersuchten Marken
sind in den regulatorisch schwierigsten Staaten vertreten. Engel & Völkers
hat dort 11 und Vom Fass vier Franchisenehmer betriebene Geschäfte. Die Kosten, die durch das regulatorische System in den USA jedem Franchisegeber entstehen, waren nötige Investitionen.
Vermutlich gab es
für Hofbräuhaus, Teegschwender und Vapiano operative Herausforderungen. Bevor
also der Schritt in die USA gemacht wird, müssen deutsche Franchisesysteme
einen nüchternen Blick auf ihr Produkt werden. Nur weil es in Deutschland ankommt,
heißt es noch lange nicht, dass es auch in den USA funktionieren wird. Amerikaner
lieben deutsche Bier? Ja. Aber scheinbar nicht so sehr, dass es Hofbräuhaus zu
schnellem Wachstum verholfen hätte. Tee geht immer in Hippster-Metropolen?
Vielleicht, aber Teegschwender ist bis jetzt nicht durch Franchising gewachsen. Italienisch muss in dem Land ankommen, das die Vermarktung der Pizza praktisch erfunden hat? Scheinbar nicht.
Passt das
Produkt? Wunderbar, aber reicht das? Deutsche Franchisegeber müssen sich auch fragen, ob sie eine wettbewerbsfähige Franchisestruktur haben, die es
mit tausenden von anderen U.S. Franchises aufnehmen kann. Auch wenn man den Amerikanern
gerne nachsagt, sie seien geborene Entrepreneurs, so ist der Kampf um
qualifizierte Franchisenehmer in den USA ebenso ausgeprägt wie in Europa. Vor einer Expansion in die USA muss eine Marktanalyse auch
diese Dinge berücksichtigen.
Ein FDD ist somit nur eine Hürde. Nicht unwichtig, aber für das gesunde Wachstum eines Franchisemarke nicht so entscheidend wie das Produkt und die Franchisestruktur.
1 Comments:
VaPiano hat vor 1-2 Jahren in Bethesda, MD das Handtuch geworfen. In Reston, VA ist es immer rappelvoll. Vom Standort her gesehen, sind/waren sie etwa vergleichbar: lebhaftes Viertel, hohe Bevölkerungsdichte, starke Konkurrenz. Ich vermute, dass das Management vor Ort den Unterschied gemacht hat: auch leer, hat es ewig gedauert, bis eine Pizza auf dem Tisch kam.
Mir ist außerdem aufgefallen, dass Kneipp eine Filiale in Bethesda kurz vor Weihnachten geöffnet hat.
Post a Comment
<< Home